Literaturclub der Frauen

Literaturclub der Frauen aus aller Welt

Mitglied bin ich schon lange, wenn auch nicht von Anfang an (aber seit mindestens 1999). Meine Mehrsprachigkeit,  meine langen Jahre im Ausland erlauben mir, mich zugehörig zu fühlen.

Der Club ist ein "Zusammenschluß von Autorinnen, deren Muttersprache nicht deutsch ist, die aber die deutsche Sprache für sich als Literatursprache entdeckt haben" (aus einem Faltblatt). Drei Anthologien wurden bereits herausgegeben, die vierte ist in Arbeit. "Wir feilen an unseren Texten, werden dabei von zwei erfahrenen Lektoren betreut. Wir führen Lesungen und Veranstaltungen durch und haben ReferentInnen aus dem Literaturbetrieb zu Gast. Der 2001 von Shirin Kumm gegründete Club, dessen Wurzeln ins Jahr 1997 zurückreichen, wird vom Frankfurter Frauenreferat und vom Amt für multikulturelle Angelegenheiten sowie vom Amt für Wissenschaft und Kunst der Stadt Frankfurt unterstützt".

Beim "Tag für die Literatur in Hessen 2007" erhielten wir zum erstenmal eine Beihilfe des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Ich hatte damals im Namen des Clubs Dr. Sabine Appel zu einem Vortrag über Madame de Staël eingeladen und vorgestellt, unter dem Aspekt, das Mme de Staël auf ihrer Reise durch Deutschland als Ausländerin drei Wochen in Frankfurt zugebracht hatte. Venera Tirreno ihrerseits ließ Vorträge über Giordano Bruno halten, der sogar viel länger in Frankfurt gelebt hat.

November 2011: so vergehen die Jahre. Wir haben 2010 die Anthologie 'Wortwandlerinnen" im Brandes&Apsel-Verlag herausgebracht und werden oft zu Lesungen eingeladen. Jüngst waren wir in Hachenburg im Westerwald, wir schliefen in der ehemals preußischen Forstakademie, waren in jener sternklaren Nacht die einzigen Gäste auf dem riesigen Anwesen. Es war ein anregender und aufregender Abend gewesen, so viel Publikum, so viele Fragen und so viel Begeisterung!

Anfang Februar 2012 haben wir ein Heftchen mit dem Titel "Frau Müllers Taschentuch" veröffentlicht, als ein Druckwerk der Schreibwerkstatt, die wir ja auch sind. Das Heft enthält etwa ein Dutzend Geschichten zum Thema: "'Hast du auch dein Taschentuch dabei?' fragte die Mutter jeden Morgen". Das Thema hatte unser Lektor, Dr. Beckermann, der Dankesrede von Hertha Müller für ihren Nobelpreis entnommen.

Am Samstag, dem 23. Juni 2012, traten wir zum erstenmal bei einer Lesung mehrsprachig auf. Das war in Offenbach. Jede der vier Frauen las ihren deutschen Text und fügte zuletzt einen Absatz in ihrer Heimat- Sprache hinzu. Eine aufregende Neuerung.

Seitdem gab es viele weitere und spannende Lesungen - die jüngste im Polizeipräsidium von Frankfurt. Genauer: in seinem "Kriminalmuseum". (11. November 2016)  Zehn Mitglieder lasen Gedichte oder kurze Prosa zum Thema Migration, Flucht, Heimat. Der Reichtum in der Abwechslung wurde sehr geschätzt, wie ich den Reaktionen der Zuhörer entnahm.

Der Club besitzt eine Webseite: www.literaturclub-frauen.de, außerdem ist er auf Facebook vertreten. Es gibt jetzt (2015) viel Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Größenwahn-Verlag. Dort erschien 2015 auch unsere vierte Anthologie "Frankfurterinnen" mit fünfzehn Autorinnen, die wir in zahlreichen Lesungen vortellten. Auch beim "Tag für die Literatur", den die Landesregierung im zweijährigen Rhythmus ausschreibt, nahmen wir teil.

Im März 2018 wechselte der Vorstand: Tamara Labas und die Schatzmeisterin hörten auf. Nur Venera Tirreno blieb dem Verein treu. Auch die Zusammenarbeit mit dem Größenwahn-Verlag hörte auf, d.h. der Verleger kündigte die Zusammenarbeit, in persönlicher Korrrespondenz mit der Vorsitzenden erklärte er seine Enttäuschung darüber, dass wir nicht selber genug Werbung für unsere Bücher gemacht hätten. (In unserem Vertrag mit ihm hatte davon nichts gestanden.) Einige neue Mitglieder, die sich vor allem durch die Verbindung zu einem Verlag angezogen gefühlt hatten, traten danach sofort wieder aus.

Im neuen Vorstand entsteht jetzt ein neuer Geist, der vom ursprünglichen Vorhaben genährt wird: an der Sprache, am Text arbeiten. Veröffentlichung an zweiter Stelle (was eine solche ja nicht ausschließt). Der Verlag dachte kaufmännisch. Wir wollen literarisch arbeiten. Pupuzé Berber heißt unsere neue Vorsitzende, eine erfahrene IT - Spezialistin, eine spannende Autorin; mit modernen Führungsqualitäten. Venera Tirreno bleibt zweite Vorsitzende und ich selbst habe die Kassenführung übernommen. Unser 20-jähriges Jubiläum, gerechnet ab der Herausgabe der ersten Anthologie "Bunt und bündig", wollen wir Ende des Jahres mit der Herausgabe einer fünften Anthologie begehen.

Wir treffen uns nach wie vor am zweiten Mittwoch jeden Monats, meistens zur Besprechung von einem Text in der Hamburger Allee; für Vereinsfragen (die begreiflicherweise in den lezten Monaten breiteren Raum einnahmen) bleibt auch Zeit. Schon im Mai haben wir wieder literarisch gearbeitet; für den Juni ist das gleichfalls vorgesehen. Im Juli sind Ferien.

Genauere Angaben finden Sie auf unserer Homepage www.literaturclub-frauen.de

25.3.2019:

Ende Februar ist unser Erzählband "Begegnungen" bei BoD ("Books on Demand") erschienen; die gesamte Vorbereitung des Drucks haben wir in Eigenregie geschafft. Es war eine begeisternde Zeit, wo sich im Verein ein ganz neues Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt hat. Nun gilt es, Lesungen zu organisieren!

 

14. März 2020

Seit Juni 2019 bin ich nicht mehr "Schatzmeisterin", wir haben eine andere Frau gewonnen, die erst Mitglied werden musste und  die sich dieser Arbeit widmet.

Ich fühlte mich noch verpflichtet, mich an der Organisation von Lesungen mit unserm neuen Buch zu beteiigen, die letzte einer solchen Lesung fand Ende Februar statt.

Inzwischen konzentrier ich mich mehr auf eigenes; am 6. April will ich in der Klosterpresse über die "gemeinsame, mehr als tausendjährige deutschjüdische Geschichte " sprechen. Vielleicht wird der Abend wegen der Corona-Epidemie  abgesagt werden. Das Thema aber wird nicht weglaufen ....

Und unserm "Literaturclub" bleibe ich weiter treu.

23. Oktober 2023

Inzwischen brauche ich zum Ausgehen einen Rollstuhl; nur zuhause in der Wohnung komme ich noch mit Rollator zurecht. Meine Beteiligung am "Literaturclub der Frauen aus aller Welt" ist eine passive geworden. Es kommen neue Mitglieder, die auch mitarbeiten; der Club ist unter Pupuze Berbers Leitung weiter sehr aktiv.

Ich habe mich in den vergangenen Jahre stärker den Fragen nach dem spezifisch deutschen Antisemitismus zugewandt. Das verlangt mehr Nachdenken, weniger Laufen, und nachdenken kann ich noch.